Wie bereite ich mein Manuskript und mich optimal auf ein Lektorat vor? 10 Tipps einer Lektorin

Als Lektorin für Selfpublisher und Verlage höre ich von den Autoren, die ich betreuen darf, immer wieder die gleiche Frage: Wie kann ich mein Manuskript optimal auf ein Lektorat vorbereiten?

Bevor ich dir diese Frage beantworte, möchte ich allerdings eine andere Frage stellen: Warum ist es überhaupt wichtig, dein Manuskript auf ein Lektorat vorzubereiten? Schließlich ist es meine Aufgabe als Lektorin, deinen Text zu optimieren und veröffentlichungsreif zu gestalten. Es ist also sicher gar nicht nötig, vor dem Lektorat etwas zu tun, oder? Meine Lektorin wird es schon richten.

Falsch! Als Lektorin kümmere ich mich selbstverständlich um die inhaltliche und sprachliche Korrektheit deines Manuskripts. Der Preis des Lektorats hängt aber neben dem Textumfang, der Textsorte und der Arbeitszeit auch von der Beschaffenheit des Textes ab. Viele Fehler und Ungereimtheiten bedeuten mehr Arbeit für mich. Dementsprechend steigt auch der Preis des Lektorats. Mit einer Vorbereitung auf das Lektorat kannst du mir als Lektorin also nicht nur die Arbeit erleichtern, sondern auch Geld sparen. Aber es geht nicht nur um das Manuskript. Auch du als Autor solltest dich auf ein Lektorat vorbereiten. Was das bedeutet? Das erkläre ich dir in den folgenden 10 Tipps zur optimalen Vorbereitung auf ein Lektorat.

1. Akzeptiere, deinen Text abzugeben

Als Autor arbeitest du oft monate- oder sogar jahrelang an deiner Geschichte und steckst dein ganzes Herzblut in die Charaktere und den Plot. Da fällt es nicht leicht, dein Manuskript plötzlich in fremde Hände zu geben – egal, ob Testleser, Lektor oder Publikum. Bevor du deinen Text also abschickst, nimm dir Zeit, um dich mit dem Gedanken anzufreunden, dass eine andere Person deine Geschichte lesen wird. Akzeptiere, dass die Leser deinen Text aus einer anderen Perspektive sehen und es verschiedene Geschmäcker und Vorlieben gibt.

2. Stelle dich auf konstruktive Kritik ein

Dieser Tipp geht mit dem ersten einher. Testleser sind häufig Freunde und Familienmitglieder oder andere Autoren, die dir ihren ersten Eindruck von deiner Geschichte mitteilen und dir Hinweise zu Plotholes oder langatmigen Szenen geben können. Ihre Meinung ist jedoch häufig subjektiv und ihre Kritik richtet sich zumeist an dem Unterhaltungswert der Geschichte und weniger am schriftstellerischen Handwerk aus. Bei deiner Lektorin ist das anders. Ich habe mein Handwerk gelernt und kenne mich mit Plotstrukturen, Charaktergestaltung und Spannungsbögen aus. Ich gebe dir also konstruktive Kritik, die ich mit meinem schriftstellerischen Wissen und meiner Erfahrung auf dem Buchmarkt begründen kann. Stelle dich also darauf ein, dass ich als Lektorin Kritik an deinem Manuskript äußern werde und dir Verbesserungsvorschläge gebe.

3. Sei bereit, Kritik anzunehmen

Hast du die Tatsache, dass es Kritik an deinem Manuskript geben wird, akzeptiert, heißt das noch lange nicht, dass du sie auch annehmen und umsetzen kannst. Als Lektorin gebe ich dir zwar Verbesserungsvorschläge und kommentiere deinen Text, letztlich entscheidest du als Autor aber, ob du meine Vorschläge annimmst oder ablehnst und wie du sie umsetzen möchtest. Denk also am besten vor dem Lektorat darüber nach, ob du bereit bist, dich der Kritik zu stellen und sie auch anzunehmen und umzusetzen. Ist das noch nicht der Fall? Dann nimm dir Zeit, dich mit dem Gedanken auseinanderzusetzen, und frage dich, warum das so ist.

4. Sieh die Chance, dich weiterzuentwickeln

In den ersten Tipps habe ich viel über Kritik an deinem Manuskript gesprochen. So entsteht leicht der Eindruck, dass mir als Lektorin dein Manuskript nicht gefallen wird und ich es durch meine negative Kritik zerreißen werde. Dieser Eindruck trügt jedoch. Halte dir immer vor Augen, dass es meine Aufgabe als Lektorin ist, auf Fehler und Unklarheiten aufmerksam zu machen. Mein Anspruch ist es, dir dabei zu helfen, deinen Text in deinem Interesse und auf deine Ziele abgestimmt zu optimieren. Ich stehe also auf deiner Seite. Meine Kritik an deinem Manuskript dient aber nicht nur dazu, deine Geschichte veröffentlichungsreif zu machen, sondern bringt dich als Autor weiter. Neben Tipps zur Rechtschreibung und Grammatik gebe ich dir auch Hinweise zum Schreibstil und zur Gestaltung des Inhalts und deiner Charaktere. Mit dem Lektorat wächst du also auch als Autor.

5. Formuliere klare Erwartungen an das Lektorat

Hast du dich nun mit der Idee, dass eine andere Person dein Manuskript lesen und kritisieren wird, auseinandergesetzt, ist es Zeit, klare Erwartungen an das Lektorat zu formulieren. Warum buchst du ein Lektorat? Was erhoffst du dir davon? In welchen Punkten fühlst du dich unsicher? Worauf sollte ich als deine Lektorin besonders achten? Was möchtest du aus dem Lektorat mitnehmen und wie kannst du mit dem Lektorat wachsen? Diese Fragen helfen dir, klare Erwartungen für dich selbst aufzustellen. Der nächste Schritt ist dann, diese Erwartungen mit mir, deiner Lektorin, zu teilen. So kann ich meine Arbeit optimal auf dich ausrichten und dein Manuskript nach deinen Wünschen bearbeiten.

Beschriebenes Papier mit Brille

6. Nutze die automatische Rechtschreibprüfung

Hast du nun das richtige Mindset, geht es daran, dein Manuskript auf das Lektorat vorzubereiten. Als ersten Schritt empfehle ich meinen Autoren immer, die automatische Rechtschreibprüfung von Word zu nutzen. Das Programm kann schon erste Tippfehler oder fehlende Kommas finden. Wichtig ist aber, die Änderungsvorschläge nicht einfach blind anzunehmen, sondern immer genau zu prüfen, ob das Programm in diesem Fall recht hat oder nicht. Wenn du unsicher bist, ignoriere den Änderungsvorschlag und überlasse mir die Verbesserung.

7. Lies deinen Text laut vor

Um holprige Formulierungen und fehlende oder falsche Wortendungen zu finden, solltest du deinen Text laut vorlesen. Auch im Hinblick auf die Authentizität von Dialogen hilft dir das Vorlesen. So kannst du hören, ob sich der Satz korrekt anhört oder ob er zum Beispiel zu formell für die wörtliche Rede klingt. Übrigens lese ich als Lektorin dein Manuskript oder wenigstens die Dialoge auch laut vor, um den Lesefluss und den Ausdruck beurteilen zu können.

8. Suche nach Füllwörtern und Wortwiederholungen

Der Kommentar, den du nach dem Lektorat am häufigsten in deinem Manuskript finden wirst, ist „Füllwort/Wortwiederholung“. In der deutschen Sprache werden vor allem in der wörtlichen Rede und in der Belletristik eine Menge Füllwörter verwendet, um einen Satz oder eine Situation auszuschmücken. Oft wird der Text aber präziser und der Lesefluss wird erleichtert, wenn du sie streichst. Füllwörter und Wortwiederholungen können dir bereits beim Vorlesen deines Manuskripts auffallen. Auch im Internet findest du zahlreiche Listen mit Füllwörtern, die du streichen kannst, ohne deinem Text Schaden zuzufügen. Eine bewährte Methode, die ich im Lektorat auch immer wieder anmerke, ist, sich zu fragen, ob Wörter oder Sätze für die Handlung wirklich relevant sind oder ob man sie nicht lieber streichen und somit der Fantasie der Leser überlassen sollte.

9. Formatiere deinen Text

Hast du dein Manuskript nun inhaltlich und sprachlich überarbeitet, solltest du überlegen, welche Formatierung für das Lektorat Sinn ergibt. Viele Lektoren bevorzugen für ihre Arbeit am Text die Formatierung in Normseiten und die Schriftart Courier New. Mir ist die Schriftart und die Größe der Seiten prinzipiell egal. Wichtig ist mir aber, dass der Text mindestens in Schriftgröße 12 steht und ein breiter Zeilenabstand vorhanden ist. Das erleichtert mir das Lesen und es ist aufgrund des größeren Abstands leichter, Tippfehler oder fehlende Buchstaben aufzuspüren. Außerdem hilft es, wenn du in deinem Textverarbeitungsprogramm die Sprache „Deutsch“ auswählst. So werden dir und mir Verbesserungsvorschläge der automatischen Rechtschreibprüfung angezeigt.

10. Setze Testleser ein

Von allen Tipps, die ich dir in diesem Artikel gegeben habe, halte ich diesen neben dem richtigen Mindset für den wichtigsten. Im Lektorat merke ich relativ schnell, ob das Manuskript bereits von Testlesern gelesen wurde oder ich die erste Person nach dem Autor bin, die einen Blick zwischen die Seiten wirft. Testleser machen dich bereits vor dem Lektorat auf grobe Plotholes und Logiklücken aufmerksam und können dir eine erste Rückmeldung zum Unterhaltungswert deiner Geschichte geben. Auf Grundlage ihres Feedbacks kannst du deine Geschichte dann überarbeiten, den Plot optimieren und Logikfehler ausmerzen. Außerdem bekommst du einen Eindruck davon, ob deine Geschichte spannend ist, sie sich gut lesen lässt und ob ihr etwas fehlt. Als Lektorin kann ich mich so auf die Feinheiten konzentrieren und du ersparst dir böse Überraschungen, wenn du dein Manuskript nach dem Lektorat zurückerhältst. Wenn du viel am Inhalt ändern musst, muss dein Text danach noch einmal ein Lektorat durchlaufen, um alle Änderungen zu berücksichtigen. Im schlimmsten Fall kommen so doppelte Kosten auf dich zu. Zudem steht nach dem Lektorat oft direkt ein Korrektorat oder der Buchsatz an oder du hast Abgabefristen, die du einhalten musst. Eine ausführliche Überarbeitung ist so oft nicht mehr möglich.

Frau schreibt in Notizbuch

Die Tipps haben dir geholfen und du möchtest mehr davon? Dann schau gern auf meinem Instagram-Profil vorbei. Dort erhältst du wöchentlich Tipps zur Rechtschreibung, Grammatik, zum Schreibprozess und zum Lektorat.

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Ich freue mich auf deine Geschichte!

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